„Auch ein Mensch kann eine kleine Heimat sein.“ Dieser Satz fiel an einem Dialogtisch im Bergneustädter Krawinkelsaal. Reem Jabas, die ihn aussprach, war mit ihrer Familie vor 6 Jahren aus Syrien hierher geflüchtet. Sie meinte mit dem Satz Menschen, die ihr hier am Anfang und auch weiterhin geholfen haben. Die anderen fünf Personen am Tisch hörten beeindruckt zu. Hier hatten Menschen ganz aktuell ihre Heimat unfreiwillig verlassen und müssen nun damit umgehen. Jede Person am Tisch konnte einen persönlichen Bezug zum Begriff „Heimat“ beschreiben – ob als „eingesessene“ Oberbergerin, Kinder von „Gastarbeitern“ oder Nachgeborene von Geflüchteten, Vertriebenen oder Umgesiedelten als Folge des 2. Weltkriegs.
„Heimat“ war eins der vier Themen, die bei der zweiten „Frag-mich-Messe“ als Anstoß für tiefgehende Gespräche dienten. Die erste „Frag-mich-Messe“ hatte vor zwei Jahren in Waldbröl mit großem Erfolg stattgefunden. Schon im vergangenen Jahr sollte die Fortsetzung in Bergneustadt folgen, aber Corona verhinderte dies.
Am 25. 9. 2021 war es dann endlich soweit: Bürgermeister Matthias Thul als Schirmherr der Veranstaltung begrüßte Organisierende und Gäste. Saskia Herzhof von der Integrationsagentur des Caritasverband im Oberbergischen Kreis erklärte etwas zum Ablauf und dann verteilten sich alle an den vier Dialogtischen, Corona-gerecht nur sechs an jedem Tisch mit genügend Abstand.
Außer zum Thema „Heimat“ konnte man sich auch in Überlegungen zu Religion, Toleranz und Liebe vertiefen. Überall entstand ein intensiver und respektvoller Gedankenaustausch, mal aufgrund persönlicher Erlebnisse, mal mehr abgehoben auf philosophischer Ebene.
Wichtig war es, niemanden überzeugen zu wollen, sondern jede Aussage ohne Wertung zu akzeptieren.
Menschen, die sich meistens noch nicht kannten, kamen so ins Gespräch und konnten mehr Einsichten und Erlebnisse mitnehmen, als sonst oft bei Freundschafts- und Begegnungsfesten möglich ist.
Zu den Organisierenden gehörten neben dem „Netzwerk gegen Rechts im Oberbergischen Kreis“ mit Nadine Lindörfer und Kim Schröter, der Caritasverband für den Oberbergischen Kreis mit Saskia Herzhof und Jamel Othmani, die Viola-Fraueninitiative mit Inci Özmen und Hidayet Akbas sowie der Verein „Unser Oberberg ist bunt, nicht braun!“ mit Gerhard Jenders, Gudrun Martineau und Marianne Orendi.
Die Schlussworte sprach Nadine Lindörfer. Als neue Leitung des „Netzwerks gegen Rechts“ erlebte sie dieses Format zum ersten Mal, und sie äußerte sich sehr zufrieden. Pandemiebedingt durfte kein Imbiss und nur Wasser in Flaschen angeboten werden. Trotzdem ergaben sich an den Dialogtischen, im Foyer und draußen im Sonnenschein bei einem Eis von Gegenüber vielfältige Kontakte, Einsichten und Anregungen, die alle Teilnehmenden mit nach Hause nehmen konnten.
Für das nächste Jahr wird die 3. Oberbergische Frag-mich-Messe, wiederum in einer anderen Kommune, geplant.